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Yellow Press
Siehe auch Boulevardzeitung und Supermarkt-Tabloid Inhalt
1. Ursprünge: Pulitzer gegen Hearst
1.1. New York
1.2. Spanisch-Amerikanischer Krieg
1.3. Nachkriegszeit
2. Siehe auch
4. Literatur
5. Weblinks
Die Yellow Press (auch Regenbogenpresse oder Boulevardjournalismus) ist ein Genre des Journalismus, bei dem nur wenige oder nicht ausreichend recherchierte Nachrichten veröffentlicht und meistens eingängige Schlagzeilen gewählt werden, um mehr Zeitungen zu verkaufen. Beliebte Techniken der Journalisten sind übertriebene Darstellung, Skandalisierung oder Sensationsmache. „Regenbogenpresse“ ist heute ein negativ besetzter Begriff, der im weiteren Sinne jede Art von Journalismus beschreibt, der Nachrichten unprofessionell oder unethisch behandelt.
Campbell (2001) definiert die Yellow Press folgendermaßen: Die Zeitungen haben meistens ein mehrspaltiges Layout auf der Titelseite, die Themen drehen sich um Sport oder Skandale, die Schlagzeilen sind farbig, fett gedruckt und mit großen Bildern ausgeschmückt. Quellen bleiben häufig ungenannt und die Boulevardblätter betreiben unverfrorene Selbstvermarktung. Einige größere New Yorker Zeitungen wurden 1900 so genannt, als sie für höhere Auflagen kämpften.
Frank Luther Mott (1941) beschreibt die Yellow Press mit fünf Merkmalen:[1]
1. Riesige Schlagzeilen, oft unwichtige Themen
2. Üppiger Gebrauch von Bildern oder Zeichnungen
3. Gefälschte Interviews, irreführende Überschriften, Pseudowissenschaften und sogenannte Experten
4. Farbige Sonntagsbeilagen, normalerweise mit Comicstrips (heute in den USA üblich)
5. Symphatiebekundungen dem “Underdog“ gegenüber, der gegen das System ist
Der Begriff Yellow Press stammt aus dem amerikanischen Gilded Age (spätes 19. Jahrhundert), als Joseph Pulitzers New York World und William Randolph Hearsts New York Journal um höhere Auflagen kämpften. Oft wird auf die Zeit von 1895 bis 1898 verwiesen, in der der Kampf sein höchstes Ausmaß erlangte. Beiden Zeitungen wird oft Sensationsmache vorgeworfen, um ihre Auflagezahlen in die Höhe zu treiben. Dennoch betrieben beide Zeitungen auch seriöse Berichterstattung. Die Herkunft des Namens Yellow Press ist nicht vollständig geklärt. 1895 erschien der erste moderne Comic „The Yellow Kid“ in der New York World. Als sein Autor 1897 zur New York Journal wechselte, führte die New York World eine eigene Version weiter.[2] Der Herausgeber der seriöseren Zeitung New York Herald Ervin Wardman soll daraufhin den Begriff „Yellow Kid Journalism“ geprägt haben.[3]
Nachdem Joseph Pulitzer die Zeitung St. Louis Post-Dispatch zur dominierenden Zeitung in St. Louis gemacht hatte, kaufte er 1883 die New York World. Pulitzer wollte die New York World zu einer unterhaltsamen Zeitung machen und füllte sie mir Bildern, Spielen und Preisausschreibungen, mit denen er neue Leser anwerben wollte. Krimis mit Überschriften wie „War es Selbstmord?“ oder „Gnadenschrei“ nahmen mehrere Seiten ein.[4] Die Zeitung kostete nur zwei Cent pro Ausgabe, hatten aber 8 bis 12 Seiten. Andere Zeitungen für zwei Cent hatten meistens nur 4 Seiten.[5]
Auch wenn in der New York World viele Sensationsstorys veröffentlicht wurden, war Pulitzer der Meinung, dass Zeitungen die Gesellschaft verbessern müssen. Deswegen diente die World auch zur sozialen Reform.
Nur zwei Jahre nachdem Pulitzer die New York World übernommen hatte, wurde sie die auflagenstärksten Zeitung in New York, was sie auch ihrer starken Verbindung zu Demokratischen Partei zu verdanken hatte.[6] Ãltere Herausgeber, die neidisch auf Pulitzer waren, begannen, die World zu kritisieren. Sie zerrissen die Kriminal- und Skandalgeschichten, ohne dabei die seriöse Berichterstattung zu berücksichtigen. Dies beeinflusste die öffentliche Wahrnehmung des Yellow Journalism. Charles Dana, Herausgeber der New York Sun, attackierte die New York World und warf Pulitzer mangelndes Urteils- und Durchhaltevermögen vor.[7]
Pulitzers Herangehensweise beeindruckte William Randolph Hearst, der 1887 den San Francisco Examiner von seinem Vater erbte. Hearst las die World während seines Studiums and der Harvard University und beschloss den Examiner, an die World anzupassen.[8] Daraufhin widmete der Examiner 24% seiner Seiten den Krimis und präsentierte die Geschichten als Moralitäten. Auf der Titelseite platzierte er Berichte über Ehebruch und „Nacktheit“ (nach den Moralvorstellungen des 19.Jahrhunderts).[9] Einem Monat nach der Übernahme, veröffentlichte der Examiner folgende Schlagezeile über ein Feuer in einem Hotel
Hearst agierte mit seiner Berichterstattung über Verbrechen teilweise übertrieben. So warf er mit einer seiner früheren Geschichten über eine „Bande von Mörderern“ der Polizei vor, dass Reporter des Examiner ihre Arbeit erledigten.
Gleichzeitig veröffentlichte der Examiner aber auch mehr internationale Nachrichten und ließ Reporter städtische Korruption und Ineffizienz aufdecken. Beispielsweise wurde eines Tages die Examiner-Reporterin Winifred Black in ein Krankenhaus in San Francisco eingeliefert, wo sie Missstände aufdeckte. Notleidende Frauen wurden „äußerst grausam“ behandelt. Als der Artikel in der Zeitung erschien, wurde das gesamte Krankenhauspersonal gefeuert.[11]
Nach seinem Erfolg mit dem Examiner begann Hearst, eine New Yorker Zeitung zu suchen. 1895 kaufte er die 1-Cent-Zeitung New York Journal, die im Jahr zuvor von Pulitzers Bruder an einen Herausgeber aus Cincinnati verkauft worden war.
Die weltoffenen Zeitungen entdeckten in den 1890er Jahren die Kaufhauswerbung für sich und versuchten ihre Auflagen weiter zu steigern. Hearst hielt sich an Pulitzers frühere Strategie, beließ den Preis des Journals bei einem Cent (die New York World kostete 2 Cent) und bot gleichzeitig so viele Informationen wie der Konkurrent.[5] Diese Strategie zahlte sich aus und die Auflagen schossen in die Höhe (150 000 verkaufte Exmplare). Pulitzer senkte den Verkaufspreis der World auf einen Cent, in der Hoffnung seinen jungen Konkurrenten (der von dem Vermögen seiner Familie unterstützt wurde) in den Ruin zu treiben. Als Gegenangriff warb Hearst 1896 Journalisten der World an. Laut vieler Quellen soll Hearst einfach nur besser bezahlt haben, allerdings war Pulitzer auch eine schwierige Persönlichkeit. Viele Journalisten der World nahmen das Angebot gerne an, um von Pulitzer wegzukommen.[12]
Auch wenn die Konkurrenz zwischen der World und dem Journal groß war, ähnelten sich die Zeitungen sehr. Beide hatten Bindungen zur Demokratischen Partei und standen den Arbeitern und Immigranten wohlwollend gegenüber (im Gegensatz z.B. zu Verlegern wie Withelaw Raid vom New York Tribune [7]) Ebenso investierten beide Zeitungen viel Geld in ihre Sonntagsbeilagen, die eher als wöchentliche Magazin anzusehen waren.[13]
Wie bereits erwähnt enthielten die Sonntagsbeilagen den ersten farbigen Comicstrip. Hogan`s Alley war ein Comic über ein glatzköpfiges Kind in einem gelben Nachthemd (daher der Spitzname The Yellow Kid), der vom Karikaturisten Richard F. Outcault 1896 gezeichnet und in der World veröffentlich wurde..
Als Outcault zum Journal wechselte (wahrscheinlich durch Anwerben von Hearst), bat Pulitzer George Luks den Comicstrip fortzuführen. So bekam die Stadt New York zwei Yellow Kids.[14] Die Verwendung des Begrriffes „Yellow Journalism“ als Synonym für übertriebene Sensationsmache in den USA begann vermutlich, als seriösere Zeitungen die Auswüchse der „Yellow Kid-Zeitungen“ zu kommentieren begannen.
1890 veröffentlichten Samuel Warren und Louis Brandeis den Artikel „The Right to Privacy“[15], der die Sensationsmache im Journalismus kritisierte und als neue Bedrohung auf die individuelle Freiheit abstempelte. Der Artikel hatte immensen Einfluss und prägt bis heute noch das Privatrecht in den USA.
Hauptartikel: Propaganda im Spanisch-Amerikanischen Krieg
Pulitzer und Hearst werden oft dafür verantwortlich gemacht, den Spanisch-Amerikanischen Krieg mit ihren Sensationsstorys und Lügen mit verschuldet zu haben. Frederic Remington soll angeblich Hearst ein Telegramm geschickt haben, dass in Kuba alles ruhig zugehe und „dass es keinen Krieg geben werde“. Hearst soll geantwortet haben: „Bitte bleib. Du lieferst die Bilder und ich den Krieg.“ Diese zweifelhafte Story (eine Version davon findet man in Orson Welles Film „Citizen Kane“, der von Hearst inspiriert ist) tauchte das erste Mal 1901 in den Memoiren des Reporters James Creelman auf, was zugleich auch die einzige Quelle ist.
Man muss hier allerdings erwähnen, dass die große Mehrheit der Amerikaner damals nicht in New York lebte. Und die Entscheidungsträger, die in der Stadt lebten, hörten vermutlich eher auf seriöse Zeitungen wie die Times, The Sun oder die Post.
Nach einem rebellischen Aufstand 1895 in Kuba wurde Hearst zum Kriegsbefürworter („War Hawk“) und Storys über kubanische Tugenden und die spanische Brutalität zierten bald die Titelseite des New York Journals. Zeitungsleser des 19.Jahrhunderts wollten nicht nur nüchterne Berichte lesen. Der Historiker Michael Roberta sagte, dass „Zeitungsreporter und -Leser in den 1890er Jahren weniger daran interessiert waren, Fakten, Meinungen und Literatur auseinander zu halten“.[16]
Glitzern und Header berichteten ausführlich (und oft auch ungenau) über die Revolution. Die Zustände auf Kuba waren erschreckend: Die Insel befand sich wirtschaftlich in einer tiefen Depression und der spanische General Valenzband Weiler wollte den Aufstand untergraben, indem er kubanische Bauern in Konzentrationslager bringen und Hunderte von ihnen töten ließ. Hearst, der zwei Jahre lang lautstark einen Krieg gefordert hatte, heimste die Lorbeeren für sich ein. Eine Woche, nachdem die Vereinigten Staaten Spanien den Krieg erklärt hatten, veröffentlichte er folgende Schlagzeile auf der Titelseite: „How do you like the Journal`s war?“[17]Tatsächlich las der Präsident William McKinley das Journal überhaupt nicht. Außerdem stellten Historiker fest, dass die Verbreitung der Yellow Press sich hauptsächlich auf New York City beschränkte und dass die Zeitungen im restlichen Land ihre eigene Berichterstattung beibehielten. Das Journal und die World befanden sich nicht unter Top Ten Quellen, was Nachrichten anbelangte.[18] Der Krieg kam, da die öffentliche Meinung mit Blutvergießen vernebelt war und weil führende Politiker wie McKinley festgestellt hatten, dass Spanien keine Kontrolle mehr über Kuba hatte. Diese Gründe waren für den Präsidenten wichtiger als irgendwelche melodramatischen Storys im New York Journal.[19]
Als die Invasion begann, segelte Hearst persönlich nach Kuba und lieferte als Kriegskorrespondent nüchterne und genaue Berichte.[20] Creelman lobte später die Reporter dafür, die Schrecken der spanischen Herrschaft aufgedeckt zu haben: „Es kann keine Geschichte über den Krieg geben...in der nicht geschrieben ist, dass Gerechtigkeit, Freiheit und Fortschritt nur durch den Antrieb und die Hartnäckigkeit der yellow journalists, an die sich heute kaum noch jemand erinnert, erreicht werden konnte“.[18]
Als eines der führenden Mitglieder der Demokratischen Partei unterstützte Hearst 1896 und 1900 William Jennings Bryan bei den Präsidentschaftswahlen. Später kandidierte er bei den Bürgermeister- und Gouverneursswahlen und überlegte sogar, sich als Präsidentschaftskandidat aufstellen zu lassen. 1901 empörte allerdings ein Skandal die Öffentlichkeit, unter dem sein Ansehen erheblich litt: Der Kolumnist Ambrose Bierce und der Redakteur Arthur Brisbane veröffentlichten Kolumnen, in denen sie ein Attentat auf den republikanischen Präsidenten McKinley andeuteten. Als McKinley am 6. September 1901 von Leon Czolgosz erschossen wurde, warfen Kritiker Hearst vor, Leon Czolgosz durch seine sensationslüsternen Storys beeinflusst zu haben. Hearst wusste nichts von Bierces Kolumne und behauptete, Brisbanes Kolumne nach der ersten Ausgabe abgesetzt zu haben. Dennoch verfolgte ihn dieses tragische Ereignis bis ans Ende seines Lebens und zerstörte all seine Hoffnungen, Präsident zu werden.[21]
Pulitzer, der von seinen „yellow sins“[22] verfolgt wurde, distanzierte seine World nach dem Krieg von dieser Art von Journalismus. Als Pulitzer 1911 starb, war die World hochgeschätzt und blieb bis zu ihrer Einstellung 1931 eine der führendsten progressiven Zeitungen in den Staaten.
Einzelnachweise
1. Frank Luther Mott, American Journalism (1941), Seite 539 online 2. Wood 2004 3. W. Joseph Campbell, Yellow Journalism: Puncturing the Myths, Defining the Legacies, (2003), Seite 37-38 online 4. Swanberg 1967, Seite 74-75 5. a b Nasaw 2000, Seite 100 6. Swanberg 1967, Seite 91 7. a b Swanberg 1967, Seite 79 8. Nasaw 2000, Seite 54-63 9. Nasaw 2000, Seite 75-77 10. Nasaw 2000, Seite 75 11. Nasaw 2000, Seite 69-77 12. Nasaw 2000, Seite 105 13. Nasaw 2000, Seite 107 14. Nasaw 2000, Seite 108 15. Lawrence University 16. Nasaw 2000, zitiert auf Seite 79 17. Nasaw 2000, Seite 132 18. a b Smythe 2003, Seite 191 19. Nasaw 2000, Seite 133 20. Nasaw 2000, seite 138 21. Nasaw 2000, Seite 156-158 22. Emory & Emory 1984, Seite 295 Literatur
Weblinks
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